Verladen von Silke im Juni 2022

Leider haben wir schnell festgestellt, dass ich zu weit weg wohne und spontane Ortstermine bei mir für dich nicht möglich sind. Du hattest mir dann angeboten, mein Pferd für eine Zeit zu dir zu bringen, das wollte ich aber erst mal nicht, da ich noch die Hoffnung hatte, das Problem alleine lösen zu können. Du hast mir dann vorgeschlagen, mir deine Videos über Vimeo anzuschauen und mir eventuell telefonisch weitere Tipps zu geben.

Um zu verstehen, was für ein Schritt das für mich war, möchte ich dir kurz erzählen, wie meine Geschichte und die Geschichte meines Pferdes ist. Ich bin reiterlich sehr erfahren, gehöre eher zu denen, die von anderen gefragt werden, ob sie beim Verladen helfen kann, als dass ich selber diesbezüglich jemals Hilfe gebraucht hätte. Ich bin gelernte Berufsreiterin und habe schon mein Leben lang  mit Pferden zu tun. Größere Probleme habe ich mit meinen Pferden beim Verladen nicht gehabt, da wo es Probleme gab, konnte ich sie immer selber lösen. Bis jetzt🙈🤪.

Im letzten Jahr habe ich Leo gekauft, siebenjährig, 1,80 groß, top Abstammung, sehr talentiert, aber versehrt. Leo war trotz seines Talentes nie als Turnierpferd eingetragen, zwei Jahre seines Lebens liegen im Dunklen, er ging nicht auf den Hänger, ließ sich nicht anbinden, nicht einsprühen, scheren schwierig. Eigentlich ein sanftes Pferd, aber ohne jedes Selbstbewusstsein und dann sehr schnell sehr ängstlich. Als ich ihn gekauft habe, haben wir Ihnen für das Verladen sediert. Ich hatte zwei Helfer dabei, die auch wussten, wie sie anpacken sollten. Longe von hinten akzeptiert er und so haben wir ihn mit Ruhe und Gelassenheit mehr oder weniger auf den Hänger gehoben. Ich war zuversichtlich, wenn wir das einige Male so machen, vielleicht auch im Sommer im Hänger füttern, wird es schon irgendwann gehen. Tatsächlich sind wir im letzten Jahr circa ein halbes Dutzendmal gefahren, ich habe immer zwei Helfer gebraucht, aber es wurde tatsächlich immer etwas besser. Im Winter hatten wir länger Pause und jetzt aus dem Winter raus ging es wieder nicht. Ich muss gestehen, ein anderes Schema als drei Leute, die alle wissen, worauf Sie achten müssen, Futter und Longe hatte ich nicht. Ich bin dieses Jahr noch dreimal gefahren und es wurde jedes Mal schlechter. Ende April habe ich dann nach der Reitstunde bei Rolf mein persönliches Waterloo erlebt, als wir 3 Stunden vor dem Hänger standen und am Ende sedieren mussten. Danach haben wir telefoniert.

Seitdem sind zwei Monate vergangen und Leo und ich sind einen spannenden Weg gegangen. Ich habe mir von deinen Videos die beiden Verladenvideos und die Spiele angeschaut. Ich hatte vorher mit Bodenarbeit überhaupt keine Erfahrung, aber ich habe aus deinen Videos unglaublich viel mitnehmen können, was uns teilweise in Kleinigkeiten sehr stark weitergeholfen hat. Schlecken, kauen, Kopf runter, du hilfst deinem Pferd, dich zu entspannen, das hat uns am Putzplatz unfassbar weitergeholfen. Lernen Druck auf dem Genick nicht mit Gegendruck, sondern nachgeben zu begegnen. Sehr gut die Engpass Spiele. Ich glaube, die waren der Schlüssel, dass das Verladen anfing besser zu gehen. Wobei das eigentlich schon gar nicht richtig ausgedrückt ist. Ich habe dann nicht mehr verladen, sondern ich habe unabhängig vom und am Hänger gearbeitet. Und erstaunlich war, dass vieles dann sehr schnell ging aus meiner Sicht. Was mich auch begeistert, ist, dass ich das meiste alleine machen kann. Ich bin mit meinem Hänger auf meiner Anlage unabhängig. Ich habe den so stehen, dass ich jederzeit damit arbeiten kann. Wenn ich es schaffe, mache ich zwei Tage etwas und dann einen Tag Pause.

Du hast immer wieder so Schlüsselsätze in den Videos gehabt, mit denen ich total viel anfangen konnte. Einer davon war, die Situation ist okay für ihn oder die Situation ist noch nicht okay für ihn. Unter dem Blickwinkel hatte ich mein Pferd vorher noch nicht betrachtet. Auf einmal konnte ich besser sehen, wie es ihm mit der Situation geht. Ich hab ganz anders gesehen, wenn er sich innerlich entspannt hat und wieder bereit für den nächsten Schritt war. An sich dachte ich vorher schon, dass ich die Körpersprache eines Pferdes gut lesen kann. Aber das hat mir tatsächlich noch mal neue Dimensionen eröffnet und über das Hängertraining hinaus habe ich angefangen einen anderen Kontakt zu Leo zu bekommen. Ich hatte vorher immer das Gefühl, dass er innerlich noch sehr große Distanz aufbaut, dass er sich teilweise aus der Situation verabschiedet oder nicht möchte, dass man ihm zu nahekommt. Er war unter dem statt am Anfang sehr klemmig, mir war aber klar, dass er kein faules Pferd ist. Er will nicht mit viel Druck geritten werden, sondern trotz seiner Größe und Masse ganz fein. Auch in diesem Prozess hat mir vieles, was du bei den kleinen Spielen erklärst, geholfen, ihn besser zu verstehen.

Aber zurück zum Hängertraining. Ein Schlüsselsatz von dir war für mich: „Er kann 750 mal aus dem Hänger wieder aussteigen, solange 751 mal wieder einsteigt“. Vorher war Anhängertraining für mich nur dann erfolgreich, wenn er am Ende komplett drinstand. Stange zu,), am besten gleich zur Reitstunde, zum Lehrgang oder zum Turnier gefahren… Das machst du in deinem Video sehr deutlich, dass es so nicht geht. Ich habe dir das auch direkt abgenommen und akzeptiert, dass jetzt ein längerer Weg vor uns liegt. Aber der Weg hat sich gelohnt und er fing auch tatsächlich relativ bald an, mir richtig Spaß zu machen…

Zurück zum verladen, ich habe mich dann auf den Punkt konzentriert, der für ihn in Ordnung war und habe an diesem Punkt mit ihm gearbeitet. Das war erst alle Viere auf der Rampe, dann Vorderbeine im Hänger. Dann alle vier Beine im Hänger. Als ich dann fand, dass er eigentlich sehr gut rein ging, nur leider nicht stehen blieb, habe ich dich einmal angerufen und gefragt, ob du dafür einen Tipp für mich hättest. Du sagtest sofort, dass er den Punkt, an dem es für ihn in Ordnung wäre, überlaufen würde. Dann geht der Puls hoch, er bekommt einen Adrenalinstoß und geht wieder raus. Genau so war’s. Ich habe ihn dann erst mal wieder nicht ganz reingelassen, sondern nur etwas zu dreiviertel. Hab dann auch mal meine Position verändert, bin vor ihn gegangen, auf die andere Seite, habe ihn, was vorher noch nicht so gut geklappt hat, auf der Rampe nur ein oder zwei Schritte rückwärts gerichtet und geübt, dass er versteht, dass er dann wieder anhält. Auf einmal ging das. Ich kannte dieses Phänomen, wenn man mit Futter verlädt, dass die Pferde schnell reingehen, sich ein Maul voll Futter holen, und dann genauso schnell wieder raus schießen. Was da körperlich passiert, war mir nicht klar. In einem Video hast du gesagt, auf die Frage, ob Sinn macht, mit Futter zu verladen, wenn das den Hänger zu einem guten Ort machen würde, könnte man damit unterstützen. Aber nicht mehr. Genau so war’s, nach ein paar Tagen habe ich ihm dann noch mal Futter vorne in den Hänger reingestellt. Da blieb er völlig entspannt stehen und hat alles komplett in Ruhe aufgefressen. Jetzt sind wir soweit, dass ich überlege, am Wochenende vielleicht die Stange mal zu zu machen. Dann irgendwann um den Block fahren. Ich bin zuversichtlich. Bei dem Schimmel auf dem zweiten Video sprichst du von drei Monaten. Das ist immer mein Mantra. Wir sind jetzt bei zwei Monaten. Ich habe die Hoffnung, dass ich in drei Monaten vielleicht wieder zu Rolf fahren kann☺️😅.

Liebe Iris, das hört sich vielleicht alles gar nicht so spektakulär an. Trotzdem muss ich sagen, du hast mir mit deiner Art wirklich einen neuen Weg aufgezeigt. Und ich habe von mir und Leo vorher so genau berichtet, um deutlich zu machen, dass ich mit meiner Erfahrung auf der einen Seite, aber meinem Eingefahren sein auf der anderen Seite nicht ganz einfach zu überzeugend war und Leo auch sicherlich kein einfacher Kandidat ist. Vollständig kann ich noch nicht Vollzug melden, aber wir sind schon unfassbar weit. Und was wir jetzt haben, ist total vertrauensvoll, sicher und gelassen. Ich bin sehr zuversichtlich und ich weiß auch, wenn ich noch mal hänge, dann frage ich dich und du wirst mir einen guten Tipp geben können 😊.

Also ganz herzlichen Dank dafür und ich freue mich, wenn wir ein bisschen in Kontakt bleiben. Herzliche Grüße, Silke

Am 21.06.2022 erhielt ich diese SMS von Silke

„Erste Mal Stange zu“

Silke Verladen Stange zu

und am 26.6.2022 eine SMS

„Bin heute das erste Mal um den Block gefahren. Danach hinten auf, stehen geblieben. 5 Minuten Pause, wieder ganz normal hochgegangen, so dass ich die Stange zu machen konnte. Dann rausgelassen, runter, auf der Rampe gestoppt und wieder hoch. Großes Kino. Jetzt muss ich noch mal anfangen an unterschiedlichen Stellen zu verladen. Bisher haben wir hauptsächlich an zwei Stellen auf derselben Seite des Hofes verladen, muss jetzt noch mal auf die andere, aber ich habe das Gefühl, ich bin auf der Zielgeraden!

Was ich auch begriffen habe, wie wichtig das ist, dass er das Gefühl hat, immer aussteigen zu können, wenn er möchte. Vorher hatte ich immer den Ansatz: schnell zu machen, er muss kapieren, dass es nach hinten nicht geht. Gar nichts muss er kapieren. Dazu hattest du auch in deinen Videos eine Stelle, die ich mir sehr eingeprägt hat.

Wie immer liebe Grüße und 1000 Dank, Silke und Leo“