Wenn man Lori heute sieht als das Pferd, das man überall einfach parken kann, das man mit Halsring auf dem Platz galoppiert und das total viel Spaß am Frisbee und Ball spielen hat, vergisst man schnell den eingeschüchterten und misstrauischen Braunen, der er vor ein paar Jahren noch war. Diesen riesigen Vertrauensgewinn und die Entwicklung zu dem Pferd, das er heute ist, haben wir eindeutig Natural Horsemanship und all den lehrreichen Sessions von Iris zu verdanken. 

 

2010 haben wir Lori in einem Privatstall kennengelernt, wo ich eine Reitbeteiligung hatte. Der derzeitige Besitzer hatte ihn vom Schlachter gerettet und verbrachte viel Zeit damit, dieses total verängstigte Pferd, das sich weder berühren noch führen ließ, wieder an Menschen zu gewöhnen. Als die Grundeinstellungen wieder installiert waren, fragte er mich, ob ich nicht mal versuchen wolle, ihn zu reiten. Also los - ausgestattet mit Schutzweste und Helm an der Longe. Sobald ich mich minimal bewegte, rannte er los. Mit viel Geduld und Arbeit am Boden, gewöhnte er sich wieder ans Reiten. Die Schreckhaftigkeit, extreme Bodenscheue und Nervosität blieben jedoch. Mit Iris lernten wir dann erstmal, keine roten Ampeln zu überfahren (von denen es sehr, sehr viele gab). Los ging es mit Übungen am Boden, die unsere Beziehung und sein Selbstbewusstsein stärkten. Nebenbei beschäftigten wir uns mit den grundlegenden Fragen: Welcher Charaktertyp ist Lori? Wie geht man Sachen mit Geduld und gleichzeitig mit Konsequenz und  einem klaren Auftrag an? Wie übt man Katastrophen? 

 

Welch stressige Trainingseinheiten wir doch hatten, bei denen er auf den Strick trat und davon rannte, Training überhaupt nicht möglich war, weil eine Plane am anderen Ende des Platzes jegliche Aufmerksamkeit einnahm oder hinter der Wand das Laufband lief. Nun begannen wir von vorne mit vielen kreativen Ideen fürs Schrecktraining und einem klaren Vorgehen. 

 

Mich persönlich hat das Training mit Iris in vielerlei Hinsicht weitergebracht. Ich habe gelernt, mit meinem Pferd im Team zu arbeiten und sein Verhalten richtig zu deuten. Gibt es ein Problem, geht man das Problem gemeinsam an oder sieht es spielerisch als neue Herausforderung. Äußere Faktoren wie Krach vor der Halle oder andere herumrennende Pferde stören uns nicht mehr - und das Gute ist, es gibt keinen Grund mehr, sauer auf sein Pferd zu sein oder auf jene Dinge, die das Training "stören". Dass man durch unkontrollierte Emotionen direkt an Autorität verliert gehört zu jenen Lektionen, die man auch prima auf den Umgang mit anderen Menschen übertragen kann. Genauso macht es mir immer wieder Spaß, die 4 Horsenalities auf Personen anzuwenden. 

 

Lori hat gelernt, in stressigen Situationen nach einer Lösung zu suchen. Mittlerweile kann ich ohne Probleme ohne Sattel ins Gelände gehen, ihn super in allen Gangarten mit Halsring reiten, at Liberty mit einer Verbindung spielen, die ich mir nie hätte vorstellen können, und wie ihm Ingrid toll beigebracht hat, Frisbee spielen und andere Sachen apportieren. 

 

Die größte Herausforderung war eindeutig, seine Skepsis gegenüber der Reiterhand zu überwinden. Betrachtet man seine eingeschnittene Zunge an der Stelle des Gebisses in Verbindung mit ein paar Geschichten aus seiner Springvergangenheit, versteht man schnell, wie schwer es ihm fallen muss, dem Reiter zu vertrauen. Mit viel Geduld und der dauernden Versicherung einer stets weichen Reiterhand hat er jedoch auch hier nach vielen Rückschritten Vertrauen gewonnen. Mittlerweile läuft er entspannt eine halbe Stunde in Anlehnung ohne auch nur ein feuchtes Haar :-) Springen unterm Sattel steht noch als langfristiges Ziel auf unserer Liste. Mit all den davor geschaffenen Grundbausteinen, schaffen wir das aber hoffentlich auch noch! 

 

Danke Iris, dass du uns mit Natural Horsemanship bekannt gemacht hast und wir so viel lernen durften. Teamwork, gegenseitiger Respekt und ein klares Ziel sind der Schlüssel zum Erfolg! Ich bin gespannt, was wir die nächsten Jahre noch alles erreichen können! 

 

Laura & Ingrid